Santo Domingo.- Glaubt man den Aussagen des Polizeichefs der Dominikanischen Republik, so sind Verbrechen und Gewalt rückläufig im Land. Der Minister für Inneres behauptet gar, das Volk hätte nur eine falsche Wahrnehmung davon, dass die Gewalt und das Verbrechen zunehmen würde. Fakt ist, dass man immer mehr Nachrichten über Raub, Mord und Totschlag findet. Kein Tag, an dem nicht in sozialen Netzwerken neue Videos und Aufzeichnungen von Überwachungskameras auftauchen.
Man kann schon sagen dass Polizei und Regierung mit der Vermehrung von Videokameras sich ein Eigentor geleistet haben. Statt die Räuber von ihren kriminellen Taten abzuhalten hat man nun das Gegenteil erreicht: Ungehemmt tauchen Diebe und Räuber auf. Ob in Lottobuden, Geschäften, Salons oder sonstigen Einrichtungen, mit vorgehaltenen Waffen beraubt man Kunden und die Geschäftseinnahmen und verschwindet. Die Kameras haben keine abschreckende Wirkung und nur selten identifiziert man die Täter.
Vor wenigen Tagen kam es zu einem Lynchmord. Ex-General Ramirez Guerrera (alias El Ranger) wurde in seinem Wohnsitz von zwei Männern überfallen. Mit vorgehaltener Waffe schlug man auf den Mann ein, raubte sein Funktelefon. Auf dem Video ist nicht nur die Tat zu sehen, man sieht auch eine blutende Wunde am Hinterkopf des Ex-Militärs.
Als die Räuber die Flucht antraten, rannte der Ex-General ins Haus, holte eine M-16 und nahm die Verfolgung auf. Auch darüber wird man Augenzeuge, es gibt Videoaufzeichnungen. Nach einigen Metern der Verfolgung nimmt Ramirez Guerrero das M-16 in Anschlag und feuert auf einen der Flüchtenden. Einer der Kriminellen bricht tödlich getroffen (Kopfschuss) zusammen. Nein, das war kein Affekt, das war auch keine Notwehr.
Noch vor wenigen Wochen hatte der Polizeichef der Dominikanischen Republik von Lynchjustiz gesprochen und angekündigt dass man diese Selbstjustiz in keiner Form dulden werde und Lynchmörder sich vor Gericht zu verantworten haben.
Was geschah im Falle des Ex-Generals? Bei Recherchen fand man heraus, dass er nicht den ersten Räuber erschossen hatte. Bereits vor einigen Jahren hatte der ehemalige hohe Offizier einen Räuber mit seiner Pistole erschossen. Damals (2009) hatte der Ranger mit Freunden an einem Colmado mit Freunden Domino gespielt und wurde beraubt. Er schoss auf den flüchtenden Dieb, der starb, durch einen Schuss in den Rücken.
Die Bevölkerung der Dominikanischen Republik feierte umgehend den Ranger als Volkshelden, verlangte seine Freilassung. Man sammelte gar Unterschriften und forderte die Amnesty des Todesschützen.
Ehemalige Kameraden, ebenfalls Ex-Offiziere waren im Gerichtssaal zugegen und gaben ihrem Kollegen aus alten Zeiten moralische Unterstützung.
Am Ende der ersten Tage der Untersuchungshaft wurde der Ranger vom Richter gegen Kaution freigelassen. Die Ermittlungen werden fortgesetzt.
Wie hoch die Kaution ist, darüber schweigt sich die Presse aus. Fakt ist, dass viele hohe Persönlichkeiten dem General beistanden, unter anderem auch der Abgeordnete des Nationalen Distriktes, Vinicio Castillo Seman. Dieser forderte die umgehende Freilassung von Jose del Carmen Ramirez Guerrero.
Vorherige Berichterstattung mit Video der Tat: http://www.karibik-news.com/news/4375-dominikanische-republik-ex-general-toetet-raeuber-und-wird-zum-volksheld.html