Dominikanische Republik: Sosua fühlt sich von der Regierung verlassen

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Puerto Plata, Sosua.- Sosua war einst ein kleines Dorf an der Nordküste, unterentwickelt und arm. Diktator Trujillo, der mit der Verfolgung und Ermordung vieler Haitianer in Missgunst bei der US-Regierung geraten war, musste handeln. Sympathie erlangen um einer US-Invasion zuvor zu kommen. Just zu diesem Zeitpunkt hatte die Judenverfolgung in Deutschland und weiteren europäischen Ländern begonnen und es waren zahlreiche Juden auf der Flucht. Kaum ein Land jedoch wollte sie aufnehmen, hier sah Trujillo seine Chance, er lud die Juden in die Dominikanische Republik ein, nach Sosua.

Er sah die Juden in vielerlei Hinsicht als Bereicherung. Sie waren gebildet, fleißig und hatten eine helle Hautfarbe. Der Diktator wollte im Norden die Wirtschaft forcieren, das Volk aufhellen. Es kamen nicht viele Juden, doch sie hatten einiges geschafft, nach anfänglichen Misserfolgen gab es dank der Viehwirtschaft für die Region den Aufschwung. Productos Sosua ist ein Unternehmen aus dieser Zeit. In den 80er Jahren begann dann die Tourismusära, diese erlebte bis zum Ende der 90er Jahre ihren Höhepunkt. Hotels entstanden und schossen wie Pilze aus dem Boden, Bars und Restaurants waren gefüllt und in der Nacht wurde getanzt. Sosua – das Ibiza der Karibik.

Dank einer knallharten Preispolitik seitens der Reisegesellschaften blieb den Hotelbetreibern kaum Geld übrig und wo es „brummte“, da vergas man die notwendigen Rücklagen zu schaffen. Der Tourismus fiel in ein Loch, die Hotels verfielen und immer mehr Touristen wanderten ab, das Angebot erfüllte nicht mehr die Ansprüche der Urlauber. Zwischen den Jahren 2000 und 2010 nahm die Besucherzahl am Flughafen in Puerto Plata um 50 % ab, mehr als 25 Hotels wurden in der Provinz Puerto Plata, hauptsächlich in der Gemeinde Sosua, geschlossen.

Dennoch entwickelte sich der Ort weiter, es kamen zahlreiche Residenten, hauptsächlich aus den deutschsprachigen europäischen Ländern und aus Nordamerika. Die Regierung jedoch zeigte sich wenig interessiert an dem Aufschwung mitzuwirken, die notwendigen Anbindungen zu schaffen. Die Car. Turistica zerfällt immer mehr, ein öffentliches Hospital gibt es nicht.

Die Kanalisation ist in weiten Teilen des Ortes mangelhaft, ein öffentliches Krankenhaus ist dringend notwendig und auch das touristische Zentrum von Cabarete und Sosua benötigt dringend eine Sanierung. Eine Kläranlage ist ebenfalls nicht vorhanden.

Statt dessen versuchen die Tourismusdirektion aus Puerto Plata und die Bürgermeisterin von Sosua, sich im Kampf gegen die Prostitution. Ausgerechnet jenem Gewerbe, welches dieser Region in den 80 er und 90 er Jahren den massiven Aufschwung brachte. Man verteufelt das älteste Gewerbe der Welt, statt es zu regulieren.

Warum läuft niemand Amok gegen die Prostitution in Bavaro? Da stehen Night – Clubs und junge Mädchen müssen dort für 160 USD (pro Stunde!) den Touristen gefällig sein. Hier wird Prostitution gefördert, Frauen ausgenutzt. In Sosua, Cabarete und Puerto Plata arbeiten viele Mädel für sich. Doch ihre Präsenz in Bars, Discotheken, auf der Straße und am Strand ist angeblich schädlich für das Immobiliengeschäft und die weitere touristische Entwicklung des Ortes Josua. Warum schadet die Prostituierte im Osten des Landes nicht dem Immobilienmarkt?

Man verdreht völlig die Tatsachen. Angeblich hat die Prostitution in den vergangenen 15 Jahren die Region Sosua überschwemmt, somit geschädigt. Fakt ist, dass vor 20 Jahren und mehr deutlich mehr „Aktion“ herrschte. In den letzten 15 Jahren entwickelte sich auch das Rotlichtgewerbe zurück. Die Bürgermeisterin jedoch spricht von einem damaligen Familientourismus, der nun wieder gewonnen werden soll. Da muss man sich fragen: Wo waren denn die Familien in den 80er und 90er Jahren? Es waren hauptsächlich Singles die kamen, junge Paare. Man wollte ausgelassen feiern und sich amüsieren.

Wenn man nun von der Rückgewinnung des Familientourismus spricht, dann muss man fragen: was gibt es denn zu retten? Es gab einst einen Aqua-Park (Columbus-Aquapark), heute eine Ruine. So richtig funktioniert hat die Anlage nie, denn es gab keine Kunden, KEINE FAMILIEN! Was hat man heute? Ach ja, einen kleinen Dschungel-Park mit ein paar Affen gibt es. Wer also einen 2 wöchigen Urlaub plant, der kann zumindest mal einen Tag verbuchen um etwas außerhalb des Hotels zu erleben.

Man spricht von Natur und Abenteuer. Tauchen wäre möglich, aber ist das eine Attraktion für Kinder? Wanderungen im Naturpark Cabarete wären eine Möglichkeit, aber so richtig entwickelt und ausgebaut sind die Pfade nicht, man sollte keine Behinderung haben um hier einen Ausflug zu planen. Der Rest, das ist unbestritten, findet in Puerto Plata und Umgebung statt. Punta Rusia, 27 Charcos von Damajagua und andere Attraktionen sind nicht im Umfeld von Sosua zu finden. Wenn man in Sosua Urlaub macht und dann lange Anfahrten in Kauf nehmen muss, wo liegt da der Vorteil? Für Familien eher nachteilig wenn man lange Anfahrten im Bus hat, Kinder finden das wenig amüsant. Da kann man gleich in Cofresi, Maimon, Playa Dorada und Costa Dorada seinen Hotelaufenthalt buchen. Zumal man mehr als ein Dutzend Hotels zur Auswahl hat, darunter sehr gute bis hin zu exklusiven Luxushotels.

Sosua hingegen „glänzt“ mit einem Resort. Das Casa Marina Beach und Reef ist nicht schlecht, aber mehr als Mittelklasse kann man dem Hotel nicht bestätigen, die Wiederempfehlungsquoten bei TripAdvisor oder Holidaycheck sind vernichtend im Vergleich zu Hotels im beliebtesten Urlaubsgebiet der Dominikanischen Republik, Punta Cana. Keine Attraktionen, kein Hotelangebot mit guten Standards. Wo punktet Sosua?

Fakt ist, um zum Thema zurück zu kommen: es fehlt eine gute Infrastruktur in Sosua. Man baut eine Promenade (nicht fertig gestellt) zwischen El Batey und Charamicos. Hier lief noch niemand entlang der Hauptstraße, wenig attraktiv, nichts zu sehen, aber Abgase und Staub einzuatmen. Eine Promenade sollte Sinn machen, so die Bürgermeisterin, sie befürwortete den Bau.

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man fordert das Hospital…

Die Toilettenanlagen am Strand von Sosua entspringen der Initiative eines privaten Investors. Vor mehr als 15 Jahren erbaut, heute sind sie meist renovierungsbedürftig. Die Verwaltung der Gemeinde hatte hier kein Interesse, den „Bedürfnissen“ der Touristen zu entsprechen. Man schließt abends den Strand, kein Licht, keine Sicherheit, keine Toiletten. Doch gerade am Abend kann man Geschäfte machen, Cabarete zeigt es. Worauf wartet man in Sosua?

Der Ansatz ist klar erkennbar. Es ist eine Macht im Hintergrund aktiv, Bauunternehmen, Investoren, Notare. Sie wollen bauen, Häuser, Wohnanlagen und vielleicht auch ein Hotel. Danach wird abkassiert und man verabschiedet sich. Man kennt es zur Genüge aus einigen „Wohnanlagen“ der Region. Paradise Hills, Costa Azul und nicht zu reden von La Mulata, wo heute die Bewohner in Angst leben, denn Überfälle und Einbrüche sind an der Tagesordnung. Sicherheit? Nein, die hat man nicht im Angebot.

Bevor man also nach Investoren sucht, nach Familienurlaubern, sollte man seine Hausaufgaben machen. Wo sind die Attraktionen für Familien mit Kindern? Wo ist die Sicherheit, wo gibt es Unterhaltung, mal abgesehen von der angeblich ach so anrüchigen Meile, der Pedro Clisante?

Die beste und einfachste Lösung liegt nahe. Man erkennt die Chance des Party- und Funtourismus wieder. Damals ging es den Geschäftsleuten gut. Kleine und unabhängige Hotels sind gut besucht, die Frauen verdienen Geld, die Restaurants waren gefüllt und in Boutiquen wurde Umsatz gemacht, im Salon standen die Kundinnen Schlange, man ließ sich aufpeppen. Discotheken gab es mehr als ein halbes Dutzend und alle waren gut besucht.

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Statt dessen hat man mit unsinnigen Aktionen immer wieder das Geschäft mit der Liebe behindert. Prostituierte wurden gejagt und zur Kasse gebeten. Nicht von Zuhältern, von Polizisten der Politur, heute der Cestur. Man ließ die Bars an der Pedro Clisante hinter Sichtblenden verschwinden. Außer einer weiteren Hemmung erreichte man nichts. Es kamen weder Paare, noch Familien. Filmabende auf der Meile sollten Erfolg bringen, doch Touristen ohne Kinder haben kein Interesse an Kinderfilmen und Touristen mit Kindern gibt es fast nicht. Und wenn, dann sprachen die nicht Spanisch.

Die Versuche mit einer Fußgängerzone sind gescheitert. Auch hier war man nur halbherzig aktiv, denn das Geschäft funktioniert, Boca Chica macht es vor. In Sosua konnte man nicht einmal diese Idee kopieren, obwohl es doch an der Pedro Clisante Restaurants und Bars gibt.

Wenn also eine Gemeindeverwaltung selbst den Weg nicht findet, kann man dann der Regierung verübeln dass sie sich wenig interessiert zeigt?

Titelfoto: auch vom Kreuzfahrt-Tourismus in Amber Cove (bei Puerto Plata) fordert Sosua seinen Anteil, aber was will man den Passagieren bieten, welche Komfort und Luxus gewöhnt sind?

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