Dominikanische Republik: Wirklich alles prächtig beim Kreuzfahrttourismus in Puerto Plata?

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In den vergangenen Wochen gab es im Tourismus nahezu nur ein Thema im Land: Amber Cove und der Kreuzfahrttourismus. Die Wiederbelebung der Braut des Atlantik, wie Puerto Plata so schön romantisch genannt wird. Doch ist wirklich alles so schön und prächtig wie man auf Bildern sieht, wie einem die Presse Glauben machen will? Man hätte es sich gewünscht, die Realität ist leider eine andere.

Man sollte einige Jahre zurück blicken. Ex-Präsident Fernandez wollte sich noch zum Ende seiner Regierungszeit mit einem Spatenstich an der Baustelle Amber Cove verabschieden. Doch karibische Uhren gehen vor allem in der Dominikanischen Republik anders. Das Unternehmen Carnival Corp hatte alle Pläne eingereicht, man war vorbereitet und lange fertig. Allein, die Regierung hatte den Start verzögert.

Carnival begann also mit mehr als einem Jahr (!) Verspätung, es fehlten bis dato die Genehmigungen und Lizenzen vom Umweltministerium und Tourismusministerium. Was nutzen Bemühungen von Ministern und Staatsoberhaupt, wenn es in dem Mahlwerk der Behörden offensichtlich Zahnräder mit falschen Übersetzungen gibt? Natürlich könnte man einen Adapter finden, in Form von US Dollar lässt sich hier manches Rad schneller drehen. Carnival ging darauf nicht ein.

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Fertige Straßen?

In der Folgezeit begann man mit den Bauarbeiten und der Investor hatte auch die Regierung in Verantwortung genommen. Nicht alles    sollte zu Lasten der Unternehmer gehen, einige Bauarbeiten waren Aufgabe der dominikanischen Regierung. Kioske, Zufahrtstraße vom Terminal zur Hauptstraße, eine 4spruige Straße zwischen Puerto Plata und Navarette, Schließung der Mülldeponie, die „öffentliche Hand“ hat genug zu tun. Erst im nahezu letzten Moment startete man die Bauten am Anleger, fertigte Kioske, Geschäfte und stellte die Infrastruktur fertig. Carnival mahnte zwischendurch die Schließung der Mülldeponie an. Den Gestank und Blicke auf Müllhalden – das kann man keinem Passagier eines Luxus-Kreuzfahrtschiffes zumuten. Doch steigende Kriminalität in der Region Puerto Platas lenkte ab. Mehr und mehr sorgte man sich nun um die Sicherheit der Touristen. Es wurden weitere Agenten ausgebildet für die Tourismuspolizei (CESTUR). Mitte September wurden 200 Polizisten in den Norden versetzt um die Sicherheit zu gewähren. In der Dominikanischen Republik spricht mang ern vollmundig von Garantie.

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sieht eher nach Baustellen aus…

In den letzten Wochen sah man auch mehr als 200 Bauarbeiter, sogar nachts arbeitete man im Straßenbau. Die fast 50 Kilometer wurden in 2 Phasen unterteilt. Phase 1 führt vom Aber Cove nach Cofresi. Bis dort sollte eine 4spurige Straße vom Amber Cove führen. Man wurde fertig, so die Pressemeldungen, es fehlen nur noch wenige Kilometer…auf den Fotos sah man vor dem Amber Cove neue asphaltierte Straßen, von einem Wendepunkt bis zum nächsten. Das kleine Teilstück bis Maimon ist eine Baustelle, nicht anders sieht es auch Richtung Puerto Plata aus. Gutwillig könnte man sagen: 20% der Gesamtstrecke sind fertig, der Rest ist in einem Zustand der auch in den kommenden 4-6 Monaten kaum auf eine Fertigstellung (zu 100%) hoffen lässt.

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Wind verteilt das Plastik bis hoch hinauf auf die Hügel

Ach ja, der Müll. Den hat man ganz und gar aus den Augen verloren. Zumindest aus Sicht vom Amber Cove Terminal. Hohe Erdwälle blockieren die Sicht auf dominikanische Müllkultur. Die Nase lässt aber keine Zweifel: hier stinkt es. Kommt man aus Richtung Puerto Plata sieht der Tourist zum Abschied noch die Müllberge. Am Anfang des Besuchs sah man auch Unrat, gleichmäßig verteilt, wie immer, in den Gräben der Straßen. Unsere Fotos zeigen den Müll bis auf Hänge verteilt, alles zwischen Puerto Plata / Amber Cove / Imbert.

Man gibt sich also Mühe einen authentischen Eindruck des Landes zu hinterlassen. Davon sieht man in der „Halleluja“ Presse nichts. Man Lächelt für Puerto Plata, man ist fröhlich und verzaubert die Urlauber mit bunten Kostümen. Leider hat man sich auch „Show“ konzentriert, nicht auf die „Basics“. Es wird wohl gejammert werden wenn die ersten Urlauber von einem dreckigen Land berichten. Das hat man doch nun bei so viel Gastfreundschaft wirklich nicht verdient! Leider – Puerto Plata hat den wahren Sinn von Tourismus noch immer nicht erkennt. Sauberkeit ist eines der wichtigsten Dinge die ein Urlauber erwartet. Weder Müllhalden noch Müllgräben.

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Im Hintergrund oben: Die alte Mülldeponie wird zugeschüttet

Der Investor hat statt anfangs kalkulierter 65 Millionen USD nun 85 Millionen USD ausgegeben, die Regierung, einmal mehr muss man leider sagen, ist hinter den Versprechungen weit zurück geblieben. Somit sollten alle künftigen Anleger wachsam sein und entsprechend die Verträge ausarbeiten. Juristische Sicherheit, Vertragsversprechen und Verzögerungen, wie kann man diese in Verbindung mit Schadensersatzforderungen bringen? Eine interessante Frage angesichts der steten Bemühungen der Regierung neue Investoren zu finden und diesen gleich zu Anfang bittere Pillen zu servieren.

Video mit Blick auf Straßengräben: Video https://www.facebook.com/Thor.German/videos/1009169645771229/?pnref=story

Am Ende muss man allerdings sagen dass die fertiggestellten Arbeiten zumindest auf den Bildern sehr beeindruckend aussehen. Allein – das Volk darf an diesem schönen Terminal nicht teilhaben! Privatgelände. Von der Straße her wird einem der Zugang verweigert, von der Seite des RIU-Hotelstrandes verhindern S-Draht-Rollen einen Zugang. Man müsste schon schwimmend in das Terminal gelangen, oder mit einem Kanu. Schade, denn an den Tagen wo keine Schiffe anlegen könnten doch nationale Besucher die tollen Einrichtungen nutzen! Gemütlich einen Cappuccino trinken, die Kinder im Strandbad planschen lassen. Kein einziger Kreuzfahrt-Tourist wäre eventuell „belästigt“, aber die Anlage besser ausgelastet. Nein, Amber Cove bleibt in seiner ganzen Schönheit dem exklusiven Publikum der „Cruceros“ vorbehalten.

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