Santo Domingo.- Tourismus ist das wichtigste Wirtschaftsstandbein der Dominikanischen Republik. Milliarden von USD werden generiert und mit jedem neuen Hotelbau rühmt sich die Regierung wegen ihrer attraktiven Steuerprogramme und den schönen Stränden der bedeutendste Standort in der Karibik zu sein. Zu Recht sei man die Nr.1 in der Region und man ist immer wieder stolz, wenn Investoren hunderte von Millionen USD in neue Hotelprojekte investieren.
Was jedoch macht die Regierung, um die Attraktivität des Landes aufrecht zu erhalten? Man lockt Anleger, wie zum Beispiel Carnival Corp., die Reederei investierte 85 Millionen USD in ein Kreuzfahrtterminal bei Puerto Plata. Es war die Rettung für die Region und wird dieses Jahr wohl die Haupteinnahmequelle von Puerto Plata sein, denn die Flugrouten in den Norden werden, speziell aus Deutschland, reduziert. Die Regierung versprach den Investoren im Gegenzug die Schließung der Mülldeponie bei Maimon.
Passiert ist nichts, im Gegenteil. Eine Woche stand die Müllhalde in Flammen und starke Rauchentwicklung zwang die Reederei, die Schiffe nicht nach Puerto Plata fahren zu lassen. Zu stark war der Qualm, der die Passagiere auf dem Schiff im Hafen belästigte. Es war auch zugesichert worden, dass eine sichere und 4spurige Fahrbahn gebaut wird, nach Puerto Plata und Santiago. Fertiggestellt ist auch diese Trasse nicht, man ist mehr als 5 Jahre in Verzug mit dem Versprechen.
Cortecito – Bavaro, 2019
Mit den Algenplagen lässt die Regierung die Hotelunternehmen auch allein. Würden die Hoteliers nicht mit eigenen Einsatzkräften den Strand reinigen, auf eigene Kosten natürlich, man könnte weder den Strand noch das Meer im Osten des Landes benutzen. Und die Strände selbst? 2016 hat das Tourismusministerium 13 Strände aufgelistet, sie alle müssen dringend wieder hergestellt werden, die Erosionen sind zu kräftig. Am Hotel Ocean Blue & Sands bei Bavaro müssen Hotelgäste mit Sandsäcken vorlieb nehmen, über Leitern über die Sandsäcke gelangt man ins Meer. Nicht nur hier muss dringend der Strand wieder mit Sand aufgebaut werden.
Wie gesagt, das neue (2016) Programm zur Wiedererlangung der Strände ist erst einmal ad acta gelegt worden. MITUR teilte mit, dass man auch in diesem Jahr nicht die finanziellen Mittel habe, um die von Erosion zerstörten Strandabschnitte wieder aufzubauen. Die Planungen zum Wiederaufbau der Strände hätten nach den Berechnungen der Behörden 77 Millionen USD gekostet. Das Projekt wurde auch genehmigt, allein es fehlen die Mittel.
Erst kürzlich hatte der Senat Boni für 2.500 Millionen USD bewilligt, abgezeichnet wurde diese Neuverschuldung auch vom Abgeordnetenhaus. Kritik wurde laut, denn die Neuverschuldung verstößt gegen die bestehende Verfassung. In den Haushaltsplänen werden Milliarden ausgegeben, für die Nr.1 der Wirtschaft ist jedoch kein Geld da. Man rühmt sich mit den zahlreichen Stränden, schön sind sie, die blaue Fahne weht vielerorts, der Urlauber kann seine Augen leider nicht verschließen, er sieht die Erosionen. Warum kein Geld da ist? Die Hotel- und Tourismusvereinigung ASONAHORES hat keine Gründe und Informationen von der Regierung bekommen, warum die dringend notwendigen Strandrenovierungen dieses Jahr ausgeschlossen wurden.
In Boca Chica und Juan Dolio hoffte man auf die Strandrenovierung, wie auch in Bayahibe. In der Region Punta Cana sind gleich mehrere Abschnitte gefährdet und benötigen einen Aufbau: Arena Gorda, Cortecito, Macao und Cabeza de Toro. Auf der Halbinsel Samaná sind einstige Traumstrände gefährdet: Cason, Las Ballenas – Punta Popy, Punta Popy und Playa Bonita. In Puerto Plata muss der Strand von Cofresi aufgearbeitet werden und im Nordwesten gibt es starke Erosionen bei El Morro und Juan de Bolaños-Costa Verde in Montecristi.
Schon 2016 wies man auf die starken Erosionen hin und darauf, dass diese einen erheblichen Einfluss auf den Tourismus haben werden. Obwohl im vergangenen Jahr der Tourismus, nach mehr als einem Jahrzehnt der Rekorde, zurück ging, hat man von Januar bis September 2019 5.767,2 Millionen USD durch den Tourismus und damit verbundene Tätigkeiten eingenommen. Diese Daten stammen von der Landeszentralbank.
Für die Aufbereitung der Strände hätte man eine Neuverschuldung von maximal 70 Millionen USD aufnehmen müssen, mit einer Mindestlaufzeit von 7 Jahren. Noch im September 2019 erklärte Vizeminister Fausto Fernandez, dass man mit internationaler Mitwirkung das Strandregenerationsprogramm „fahrplanmässig“ durchführen werde. Fernandez erwähnte noch, dass die Strandrenovierung notwendig sei um das touristische Potential bei der Entwicklung in diesem wichtigen Wirtschaftssektor zu sichern.
Mehr als 60 % aller Touristen verbringen ihren Urlaub im Osten des Landes, wo sich einige der von Erosionen betroffene Strände befinden. Wie wichtig Strände sind, das zeigt die letzte Umfrage (Encuesta de Opinión Actitud y Motivación a Extranjeros Residentes de 2018) zu diesem Thema: 35 % der Besucher der Dominikanischen Republik kommen wegen der Qualität der Strände. Dennoch, 2020, auch 4 Jahre nach Feststellung des dringenden Bedarfs der Strandwiederherstellung, abgeschlossener Ausschreibungen und geklärter Finanzierung, man hat kein Geld!
Das einzige Vorhaben, welches im Sinne des Tourismus durchgeführt wird, ist die zweite Phase der Restaurierung der Kolonialzone. Über die Interamerikanische Bank (BID) wurde ein Darlehen von 518 Millionen DOP aufgenommen, die Finanzierung war schon im Jahr 2011 gesichert. Genehmigt wurde das Darlehen im November 2019 vom Nationalen Kongress, das Projekt obliegt dem Kulturministerium und dem Bürgermeisteramt des Nationalen Bezirks. Ebenfalls bei diesem Vorhaben ist man bereits im Verzug.
Fotos: Marvin del Cid, Pedro Bazil