Dominikanische Republik: obdachlose Kinder in Barahona

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Barahona.- Barahona ist eine Provinzhauptstadt, nennt sich poetisch „Die Perle des Südens“, doch hinter schönen Worten steckt eine bittere Wahrheit: Der Reichtum konzentriert sich auf wenige Unternehmer und Politiker. Das Volk ist arm, viele Familien haben ihre Kinder abgestoßen, man kann sie nicht unterhalten. Der übliche Familiensinn, wo man sich gegenseitig hilft, ist im Falle extremer Armut nicht praktizierbar.

Seit mehr als 15 Jahren gibt es das Problem, man findet Kinder, die kein zu Hause haben, oder dort nicht willkommen sind. Sie überleben am Tag durch Betteln, putzen Schuhe, stecken Pappen unter die Scheibenwischer der Autos um diese vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Mit wenigen Pesos am Tag muss man als Kind überleben. Ein Schulbesuch ist in großer Ferne, somit lebt das Kind  ein Leben ohne Bildung, wird weiterhin in Armut das Leben verbringen.

In Barahona schlafen die Kinder im Park, nachts in den Eingängen von Geschäften, oder wie auf dem Titelfoto, vor dem Rathaus. Man muss sich fragen, in welcher Stadt in der Welt würde ein Kind auch nur 5 Minuten vor einem Rathaus ein Lager aufschlagen, ohne dass nicht jemand kommt und hilft? In Barahona kümmert dieses Problem natürlich die Politiker.

Die Stadträte, Abgeordneten und der Senator der Provinz erklärten sowohl im Wahlkampfjahr 2012 wie auch im Jahr 2016, man werde sich der obdachlosen Kinder annehmen. Das war auch nicht gelogen, man hat sich ihrer angenommen, als Wahlkampfthema! Aber sonst? Nichts! Man muss der Regierung einen Vorwurf machen, seit die PLD an der Macht ist wird zwar immer wieder vom siegreichen Kampf gegen die Armut gesprochen, aber leider kann man dieses Ergebnis auf den Straßen des Landes nicht wahrnehmen, schon gar nicht in Barahona.

Die Behörden zeigen keinerlei Interesse, auch wenn es zuständige Ämter gibt. Es reicht aber, wenn die Politiker sich um ihre Diäten kümmern, zu Feiertagen mal ein paar Geschenke ans Volk verteilen, im Wahlkampf dann auch ein paar Geldscheine, eine Mahlzeit und eine Tüte mit Lebensmitteln. Schon wählt das Volk diesen edlen Spender, der sie doch für 2-3 Tage vor dem Hunger bewahrt hat, aber dann 4 Jahre hungern lässt.

So bleibt das Problem der obdachlosen Kinder von Barahona bestehen, man kann es immer wieder im Wahlkampf ausschlachten. Was ist nun besser an den heutigen Politikern, wenn man sie mit dem verteufelten Diktator Trujillo vergleichen würde? Der hatte sich an den Reichen im Lande bereichert, aber das Volk lebte in Sicherheit und hungerte weniger. Selbst unter Ballaguers Zeiten ging es dem Volk besser.

Der vielgepriesene Wohlstand, die ewige Leier des verbesserten Lebensstandards, wo kann man das sehen? Ja, da rollen Lamborghini, Ferrari, Bugatti und tausende dicker Luxus-Geländewagen durch das Land. Der Wohlstand von Funktionären und Unternehmern ist unübersehbar ist. Die Regierung handelt im Sinne der Geschäftsleute, leider handeln nur sehr wenige Unternehmen auch sozial, denken an das Volk.

In Barahona gibt es genug reiche Unternehmer, die Besitzer sind Millionäre, wohlgemerkt in USD. Aber eine Maßnahme zu ergreifen, dass man sich der Kinder in Barahona annimmt, ihnen einen Platz schafft, Essen gibt, den Schulbesuch ermöglicht, das kommt keinem in den Sinn. Da darf sich dann der Reiche nicht beklagen, wenn die Kriminalität im Land steigt.

Doch leider, auch hier leidet mehr der Kreis der Armen und des Mittelstandes, die Reichen haben ihren Schutz. Steigende Kriminalität im Land trifft das Volk, selten die Upper Class. Man muss sich nicht wundern, wenn diese Kinder anfangen ihren Kummer und ihre Sorgen im Drogenrausch zu vergessen, zu Dieben oder gar Mördern werden. Es ist nicht nur das Gen was einen formt, es ist auch die Erziehung und das Umfeld.

Foto: Danke an Hector Cuello für die Überlassung der Aufnahme aus Barahona

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