Völlig zu Recht, aber im Grunde fast schon zu spät, hat das Umweltministerium der Dominikanischen Republik auf die drohende Ausrottung des Pez Loro (Papageienfisch) reagiert. Für die kommenden zwei Jahre (Beginn Juni 2017) darf diese Spezies nicht mehr gefangen werden, ein Fangverbot gilt auch für den schwarzen Seeigel (5 Jahre), Haie aller Art und der Rochen dürfen grundsätzlich nicht mehr gejagt werden.
Wie reagieren die Fischer auf diese Verbote? Wie zu erwarten, mit wenig Verständnis. Der Pez Loro produziert nicht nur Sand (seine Exkremente), es ist der einzige Fisch, der den Korallenriffs ein Überleben sichert. Dank der Gebissform kann er die Korallen reinigen, knabbert die Algen ab und verhindert so den Erstickungstod der den Korallen sonst droht.
Haifischfleisch
Der Fisch schmeckt allerdings sehr gut, kam einst zahlreich an der nahen Küste vor und war einfach zu fangen. Entsprechend ist die Nachfrage groß, auch nach dem Fangverbot. Geändert hat sich im Grunde nur Eines, der Preis für den Papageienfisch. Bei Kontrollen durch Journalisten fand man in den Truhen der Fischhandlungen und bei Fischrestaurants noch immer den Pez Loro und Teile von Tigerhaien.
Die Fischer zeigen kein Verständnis, sie meinen, eine Schonzeit wäre akzeptabel, so wie man es bei Lambi oder Langusten auch praktiziert. Ein generelles Fangverbot für zwei Jahre trifft die Existenz der Fischer, bedroht direkte Arbeitsplätze, aber auch indirekte (Verkauf). Der Papageienfisch war der meist gefangene Fisch, nun fehlen den Fischern die Einnahmen. Man kann keine Zahlen nennen, wie viele Fische noch gefangen werden, aber die Preise kennt man. Dieser hat sich fast verdoppelt, liegt nun bei rund 110 RD$ pro Libra, den wesentlich hochwertigeren Zackenbarsch (Mero) bekommt man schon für 200 RD$.
Die Fischer wollen nicht verstehen, dass der Bestand stark gefährdet ist, diese Spezies eine Erholungsphase braucht. Abgesehen davon, dass dieser Fisch Sand produziert (rund 200 Libra pro Jahr). Wenn man ihn weiter so fischt wie bisher, dann ist er in wenigen Jahren ausgestorben, die Folgen wären fatal. Korallenriffe sterben ab, Strände erleiden noch mehr Erosionen und werden dann durch vermehrten Wellengang abgetragen.
Die Strände sind jedoch das Wirtschaftsgut Nr. 1 der Dominikanischen Republik. Mehr als 85 % aller Touristen kommen gerade wegen der schönen Strände ins Land. Der Tourismus ist Wirtschaftsstandbein Nr 1, brachte im Jahr 2016 mehr als 6,7 Milliarden USD an Devisen ein.
Vor allem im Süden des Landes ist Fisch ein günstiger Bestandteil in der Nahrungskette der Bewohner, Bemühungen, den Fischkonsum hier zu ändern, schlugen fehl. Vor allem animiert man immer mehr, den Lionfish zu jagen, ein Raubfisch, der unter anderem auch den Bestand der Papageienfische bedroht. Dieser Lionfish hat keine natürlichen Feinde, kam durch ein Unglück in die dominikanischen Gewässer und vermehrt sich seither enorm.
Im Norden des Landes wird die Jagd auf den Papageienfisch vor allem mit verbotenen Mitteln vorangetrieben. Mit Harpunen und Kompressoren jagen Fischer den Pez Loro. Studien aus den Jahren von 1970 bis 2012 an 90 Orten und 34 Ländern hatten gezeigt, dass der Papageienfisch überfischt wurde und im Bestand sehr gefährdet ist. Aus diesem Grund wurde angeordnet, dass man ihn nur noch mit Angelschnur und Angelhaken fangen durfte. Dies wurde aber ebenso wenig kontrolliert wie nun das Fischfangverbot.
Wem nutzt also die Resolution 0023/2017, die das Fischfangverbot verordnet, den Import und Export dieser Spezies und den Verkauf von Produkten dieser Tiere (z. B. Haifischflossen) verbietet, wenn es nicht kontrolliert wird?
Einige Fischer haben schon häufiger, weil die landeseigenen Gewässer fast keine Fische mehr hergeben, in fremden Gründen gefischt, oft werden sie von der US-Küstenwache vor den Turcs & Caicos Inseln oder den Bahamas aufgebracht. Nach der Verbüßung der Haftstrafe kommt die Abschiebung.
Allein in der Provinz Puerto Plata sind 1.711 Fischer registriert, bei der Vereinigung der Fischer gibt es 19 Eigner mit insgesamt 35 Schiffen, einige Fischkutter können bis zu 60 Fischer als Besatzung an Bord. In den 17 Küstenprovinzen des Landes kommt man auf 13.817 registrierte Fischer, hinzu kommen unzählige Fischer, die keiner Vereinigung angeschlossen sind und Fischer, die nur für den „Eigenbedarf“ fischen.
Man wirft dem Umweltministerium vor, den Entschluss für das Fangverbot gefasst zu haben, ohne die Folgen für die wirtschaftliche Situation der Fischer zu berücksichtigen. Viele Fischer haben ihre Ausrüstung und Boote mit Darlehen von einer Bank finanziert, können nun nicht mehr die Raten zahlen und sind bankrott.
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