Jarabacoa.- Wie einst das Gold-Fieber im Osten der Vereinigten Staaten ausbrach, so ist in Jarabacoa das „Cabaña-Fieber“ ausgebrochen. Mit Cabaña ist nicht der Typ Motel gemeint, der landesweit als Stundenhotel bekannt ist, dieses mal steht der Begriff für Wochenend- oder Ferienhaus. Wie eine Plage entstehen immer mehr dieser Häuser, man findet sie überall und meist werden sie illegal gebaut.
Jarabacoa, im Zentralgebirge der Dominikanischen Republik gelegen, zählt zu den wichtigsten Ökosystemen des Landes. In der Sprache der Ureinwohner (Tainos) bedeutete der Name das „Land der vielen Wasser“. Ein Hinweis darauf, dass in diesen dichten Waldgebieten im Gebirge zahlreiche Wasserquellen liegen. Ebenfalls hat die Stadt den Beinamen „Stadt des ewigen Frühlings“. Bald jedoch ist es mit der Natur und der Schönheit zu Ende.
Für Dominikaner ist ein Stück Land und ein Wochenendhaus in den Bergen ein besonderes Zeichen des Reichtums. Wer Geld hat, wer etwas sein will, der hat eine Immobilie in Jarabacoa. Wer will auch nicht ein Haus im Wald haben? Ein angenehmes Klima und saubere Luft genießen? Die Nachfrage ist groß und der Immobilienmarkt erlebt momentan seinen besten Augenblick. Eine Suche im Internet unter „Immobilien Jarabacoa“ zeigt einem ein gigantisches Angebot. Je nach Zone kostet der Quadratmeter zwischen 10-100 USD, auch die umliegenden Campos wie Cienaga und Manabao sind sehr begehrt. Je höher man in die Berge zieht, desto jungfräulicher wird das Umfeld. Hier findet man versteckte Residenziale, Luxusvillen und Fincas.
Jarabacoa hat, im Gegensatz zur Hauptstadt Santo Domingo eine andere Bevölkerungsverteilung. Während in Santo Domingo mehrheitlich die Armutsklasse vertreten ist, ist dies in Jarabacoa die gehobene Mittelklasse und die Klasse der Reichen. Diese wohnt allerdings nur temporal in Jarabacoa, an Wochenenden.
Während früher in der Wildnis das eine oder andere „Rancho“ entstand, sind es nun geschlossene Wohnanlagen. Unkontrolliert wird auch in bergigen Regionen immer mehr gebaggert, werden planlos „ Grundstücke“ geschaffen. Das Medio Ambiente, die Umweltbehörde, ist eigentlich dazu da die Umwelt und Natur zu schützen. Leider, in Jarabacoa, ist die Umweltbehörde am Raubbau der Naturressourcen beteiligt. Ein Problem stellen die Wasser- und Abwasserversorgung dar, denn die Grundstückseigentümer bohren alle einen Brunnen, der Grundwassserspiegel sinkt. Die Abwasserentsorgung ist ebenfalls ein Problem, denn nichts fließt durch Kläranlagen, alles wird in Sickergruben eingelassen.
Die Entnahme des Grundwassers führt dazu, dass die Gemeinde-Aquädukte noch mehr Wassermangel haben. Hinzu kam das Abholzen von Wäldern, damit schuf man weitere, landwirtschaftlich nutzbare, Felder. Vor allem bei Constanza und im Naturpark Valle Nuevo. Das Umweltministerium hat nun alle Baumfällungen verboten.
Ebenso gab es in der Vergangenheit viele Nachlässigkeiten. Als der „Jarabacoa River Club“ gebaut wurde, wurde vom Tourismusministerium der Bau einer Kläranlage angeordnet. Kontrolliert wurde es nicht, die Anlage war nicht gebaut worden und die Abwasser gelangten ungefiltert in den Fluss Rio Yaque del Norte. Mittlerweile wurden Missstände beseitigt, doch neue Umweltsünden werden begangen.
Einflussreiche Landbesitzer wollen die Gunst der Stunde nutzen, ihr Land, eigentlich geschützte Grünzonen, zu Geld machen. Die Umweltbehörde schaut weg, hält aber die Taschen auf. Und die einflussreichen Reichen aus der Hauptstadt, sie nutzen Beziehungen und erstehen Land und bauen. Dank der Beziehungen fragt keiner nach Genehmigungen. Es sind die einflussreichen Bewohner des Landes, welche die Höhenlagen von Jarabacoa und Constanza erobern. Tausende Tarea von Land werden verkauft. Grünfläche wird urplötzlich zu Bauland. Der Raubbau geht weiter. Bis auch der letzte Reiche sein Haus in den Bergen hat, im Wald, nur ohne Wald.