
Der stets steigende Uferpegel des Lago Enriquillo hat schwere Auswirkungen gezeigt, vor allem in der Provinz Indepedenica der Dominikanischen Republik. Einst waren es 3 kleine Inseln im Salzsee, heute ist nur noch die Hauptinsel Los Cabritos vorhanden und auch nur noch sehr reduziert. An den Uferzonen gingen tausende Hektar Agrarflächen verloren, Weiden und Ackerböden stehen unter Wasser, durch das Salz auch nicht mehr nutzbar, sollte der Pegel einmal fallen.
Natürlich waren auch Siedlungen betroffen, das Hochwasser flutete Wege und Häuser, das Grundwasser trat aus dem Erdreich. Die Regierung musste handeln und dem Volk helfen. Es kam zu einer neuen Umgehungsstraße am See und ein Dorf wurde umgesiedelt. Die neue Heimat bekam den Namen „Boca de Cachon“. Das neu erbaute Dorf wurde mit Hilfe des Militärs in Rekordzeit erbaut, es sollte eine schöne neue Heimat werden, Grundschulen, weiterführende Schulen, Parks, Feuerwache und vieles mehr wurden erbaut, ein Bilderbuchdorf wo es den Bewohnern an Nichts fehlt sollte hier entstehen.
Ein Jahr ist es nun her und bisher kann man nicht viel Positives berichten. Schon bei der Fertigstellung gab es massiven Ärger. Haitianische Bauarbeiter riefen zu Protesten auf, sie waren als Helfer für die dominikanische Regierung tätig gewesen, unterstützen das Militär bei dem Erstellen der Bauwerke. Allein mit der Bezahlung gab es Ärger und die Streiks wurden von der Polizei unterdrückt, dabei gab es einen Todesfall. Ein Haitianer starb, nicht weil er Unrechtes tat, er wollte nur seinen zustehenden Lohn.
Kein gutes Omen und so wurde das Musterdorf mit Hospital, Kindertagesstätte, Schule, Station für das Rote Kreuz, Feuerwache, Polizeistation, Büros für Banken und Behörden, Baseball-Platz, Aquädukt und anderen Einrichtungen welche zum modernen Leben gehören zu einem Albtraum. Einweihung feierte man damals am 23.4.2014, 570 Familien ließen sich dort nieder.

Seither haben die Bewohner kein Wasser, das Aquädukt ist ein Fiasko. Das Abwasser findet keine Abläufe, das Wasser der Gegend durch Fäkalien kontaminiert und man kann es nicht einmal gebrauchen um Grünanlagen zu bewässern. Noch heute sind einige Wohnungen nicht fertiggestellt, der Baseballplatz ist ebenfalls unvollendet und nicht nutzbar.
Die Zufahrtsstraße wurde nie richtig beendet und ist heute schon an vielen Stellen beschädigt.
Hat die Regierung das leichte Abfallen des Wasserpegels vom See in den vergangenen Wochen zum Anlass genommen alle Arbeiten einzustellen? Die Bewohner würden sicher zurück wollen, denn das neue Dorf hat nicht nur kein Wasser, es gibt auch keinen Baumbestand, keinen Schatten. Die Region zählt zu den heißesten in der Dominikanischen Republik, aber hier wird man unter der Sonne gegrillt. Warum auch etwas anpflanzen wenn es kein Wasser gibt? Ärger gibt es noch heute. Das Lyzeum wurde von Maurern fertiggestellt, doch auch diese warten auf ihre Entlohnung. Eine wirtschaftliche Katastrophe, denn sie vertrauten auf eine Lohnzahlung, nahmen Kleinkredite auf und verschulden sich nun von Woche zu Woche mehr, können sich kaum noch etwas leisten denn niemand gibt ihnen mehr Kredit, weder Finanzbüros noch Händler. Das vom Regierungspräsidenten versprochene Paradies entwickelt sich zu einer Hölle.
Wenn die Bewohner nun hören dass unter Präsident Medina alles wächst und gedeiht, dann fühlen sich die Bürger von Boca de Cachon betrogen.
Allgemeine „Grünflächen“ wurden nie bepflanzt, aber das Grün kommt trotzdem, wenn auch von wildem Kraut was nahezu überall wächst. Die Bewohner rufen nun nach dem Regierungspräsidenten, der soll sich der Misere annehmen und vor allem um lokale Politiker welche hier alles machen, nur nicht ihre Arbeit.