Warum Unfallflucht in der Dominikanischen Republik üblich ist

Mopedunfall3

Man hört es immer wieder: Unfall mit Unfallflucht, Unfallverursacher flüchtig. Für europäische Gemüter irgendwie unverständlich, in der Dominikanischen Republik fast eine Pflichtübung. Mit etwas Glück hat es keiner gesehen – und wenn doch, keine Angst! Die Polizei versagt in allen Instanzen. Ein Tatbericht:

In einer engen Kurve (nicht einsehbar) kommt ein Mopedfahrer „angeflogen“. Angesichts des nicht erwarteten Gegenverkehrs (und praktisch schon im Anflug auf die Motorhaube eines schweren Geländewagens) versucht der Fahrer noch das Lenkrad umzureißen, auf seine Fahrbahn zu gelangen. Doch wegen der überhöhten Geschwindigkeit, schlechter Reifen und auch noch einer regennassen Straße gerät das Moped außer Kontrolle, schlingert und knallt letztendlich gegen den hinteren Kotflügel des im Gegenverkehr befindlichen Geländewagens.

Der Fahrer kommt zu Sturz, doch da betrunken wird er von „Oben“ geschützt. Wie eine Katze rollt er ab, das Moped hat Blechschaden und der Frontscheinwerfer (eines der zuvor wenigen intakten Teile) geht zu Bruch. Schnell steigt der Fahrer auf, will fliehen. Der Fahrer des Geländewagens hatte bereits die Polizei gerufen, ebenso AMET (Verkehrspolizei). Dazu später mehr. Schnell versperrt man den Weg.

Der Fahrer des Geländewagen widersetzt sich dem Unfallverursacher, stellt sich in den Weg. Das Unfallopfer wird einfach umgefahren und schlingernd flüchtet der Unfallverursacher. Die Schaulustigen sind zwar auf der Seite des Autofahrers, doch nicht so ganz. Niemand kennt den Fahrer des Motorrades. „Nur vom Sehen“ sagt man. Oder: der wohnt irgendwo da hinten. Nach einem drittem Anruf bei der Polizei kommt eine Streife. Der erste Anruf wurde nicht weiter verfolgt.

Ein Unfall mit Körperverletzung, Unfallflucht, angetrunkener Unfallverursacher…interessiert nicht wesentlich. Der zweite Anruf wird geblockt. Man versteht nicht – legt auf. Erst nach einem permanenten dritten Anruf kommt dann eine, später eine weitere Streife vorbei. Allerdings die PN, also die Nationalpolizei. Die steht erst einmal dumm herum. Auf Anfrage des Unfallopfers ob man nicht mal Zeugen befragen will kommt eine Erklärung: was soll man denn machen?

Wie sah der Fahrer denn aus? Wie heißt er? Wo wohnt er? Und vor allem das Beste: wir sind doch gar nicht zuständig! Wir haben kein Recht in das Haus einzudringen, dafür braucht es einen Befehl eines Richters, eines Staatsanwaltes. Aber am Samstag Abend? Erst Montag wieder! Ja aber der Mann war schwer alkoholisiert! Egal, wir sind nicht zuständig, fahren sie zur AMET! Mittlerweile war eine Stunde vergangen und die AMET kam nicht. Soll mal jemand sagen die Polizisten verdienen wenig. Dafür dass sie nichts tun ist es noch zu viel.

Die Polizei hatte auch Recht, die Schaulustigen wollten den Nachbarn natürlich nicht „verpfeiffen“…aber man machte vage Angaben. Wie gut, dass an diesem Schauplatz auch etliche Kinder waren. Die fühlten sich nun wichtig, endlich wusste man einmal mehr als ein Erwachsener. Das war doch der Enkel von Julia, der wohnt doch da hinten im weißen Haus, direkt vor der Kurve… Aha, nun hatte man also Wohnort und Angaben zum Unfallverursacher. Auf zur Station der AMET, die PN war schon wieder verschwunden. Aufnahmen des Tatortes, Spurensicherung…nichts von alledem.

Dort (AMET) war genau ein Sachbearbeiter vor Ort und auch dieser wollte überhaupt nicht tätig werden. Ein Unfall? Ach ja…wo denn? Hm ja, na dann kommen sie mal mit. Das Unfallopfer durfte sich ausweisen (Residencia, Führerschein, Fahrzeugschein, Versicherungsschein). Zu dumm, alles vorhanden. Na gut, wird festgehalten. Und nun bitte können sie gehen und wenn sie wollen am Dienstag mal vorbeischauen. Moment Bitte! Sie wollen nicht notieren wann der Unfall geschah? Wo? Wer die Unfallbeteiligten sind? Welche Fahrzeuge involviert waren? Irgendwelche andere Stichpunkte festhalten??? Nein! Angaben zum einheimischen Unfallgegner wollte man nicht, das wurde schlicht ignoriert.

Mit anderen Worten: Das ist es sicherlich was die Regierung der Dominikanischen Republik Investoren und Residenten sagen will: wir haben alle die gleichen Rechte! Also der „Gringo“ muss alle Papiere haben, den Dominikaner darf man nicht behelligen. Wie es wohl ausgesehen hätte wenn ein Gringo einen Dominikaner anfährt? Ach, die Frage erübrigt sich. Der Fall Schuster wird noch einmal separat bedient. Dann weiß man auch was passiert wenn der Unfallverursacher ein alkoholisierter Ausländer ist! Siehe dazu unseren Bericht: „Viele Gerüchte, noch mehr Fragen und keine Antworten“.

Nun werden die Fäden gezogen. Alle Beziehungen (ohne die ist man im Land ein Nichts und hat ALLES, nur kein Recht. Ach doch, man darf den Schaden selber begleichen. Das Update wird dann kommende Woche angehangen, momentan haben ja Richter und Staatsanwalt Wochenende und die AMET ist anderweitig beschäftigt. Vielleicht biegt ja ein Gringo wo falsch ab, fährt eine junge Frau ohne Helm oder ein alter Mann holt zwei Enkel von der Schule mit dem Moped ab. Dann hat „man Eier in der Hose“. Aber gegen gewaltsame und betrunkene junge Männer macht man besser Nichts. Die AMET, ein Grauen in Grün.

Am Ende muss man festhalten: Unfallflucht ist das erste Gebot. Nachher kann man immer noch was regeln ($$$) wenn man erkannt wurde. Polizeiarbeit muss man nicht fürchten, die fürchten sich schon vor der Arbeit. Also keine Spurensuche, keine Zeugenbefragung und keine Anzeigenaufnahme. Geschweige dass man hoffen will dass am Montag was geschieht. \Foto: Archivaufnahme

Anmerkung der Redaktion: wo ist denn bitte die juristische Sicherheit, das Recht der Residenten? Das sollte sich jeder künftige Auswanderer in die DomRep fragen. Und nur wenn er mit der Antwort zufrieden ist (hier ist und bleibt man ein Niemand der nur Rechte zu erfüllen hat!), sollte man kommen. Investieren grenzt schon nahe an geistiges Unvermögen.

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