Santiago.- Die Regierung der Dominikanischen Republik spricht viel von städtischer Sicherheit, die Polizeibehörden berichten von einem Rückgang der Gewalt und des Verbrechens, loben die gemeinsamen Aktionen von Polizei und Militär. Sieht man die Umfrageergebnisse über die Sorgen des Volkes, dann steht ganz oben die fehlende Sicherheit. Statistiken zeigen dass die Sorge berechtigt ist. Gewaltmorde nehmen deutlich zu.
Allein in der Stadt Santiago kamen im ersten Halbjahr 110 Menschen durch Gewalt ums Leben. Immer mehr Menschen sterben in Folge eines Raubüberfalles. Mehr als 2.100 Menschen wurden niedergestochen oder niedergeschossen in den Jahren 2005-2014, beim Versuch ihnen ein Handy oder ein Notebook zu rauben. Diese Zahl kommt von der Generalstaatsanwaltschaft der Dominikanischen Republik. Man kennt also die Realität, will es aber nicht zugeben.
Unternehmer von Santiago haben in den vergangenen Monaten immer wieder um Hilfe gebeten, von steigenden Raubüberfällen (auch mit Todesfolge) berichtet. Die Polizei? Man sieht sie selten in den Straßen. Die vor 10 Monaten erhaltenen Motorräder für Sicherheitspatrouillen (Taiwan schenkte hunderte von Zweirädern und Motorradambulanzen für Sicherheitsprojekte) sind häufig schon defekt, nicht mehr einsatzfähig. Reparaturen werden nicht gemacht, die Zweiräder verrotten.
Die Bevölkerung von Santiago sieht die Welle der Gewalt wie eine Epidemie die sich über der Stadt Santiago hereinbrechen.
In Santiago kamen 87 Menschen in der Zeit von Januar bis Mai durch Gewalt ums Leben, das entspricht 18,7 Gewaltmorden pro 100.000 Einwohner. Im Juni starben 17 Menschen, darunter 2 Studenten. Im Moment wird der Artikel geschrieben und im Nachrichtenticker erscheint ein weiterer Mord. Eine junge Frau stirbt durch 2 Kugeln. Sie kam unschuldig in eine Schießerei. Dies zeigt, dass man völlig unbeteiligt in ein Verbrechen gezogen werden kann und von „Balas perdidas“ getroffen wird.
Die Statistik über Gewaltmorde in Santiago zeigt ein Auf und Ab. 2008 starben 238. 2009 (243), 2010 (217), 2011 (205), 2012 (207), 2013 (170) und 2014 (203). Mit der momentanen Entwicklung steuert man auf ein neues Hoch.
Irgendwie klingt es unverständlich wenn Dominguez Brito, Generalstaatsanwalt der Dominikanischen Republik trotz der Vermehrung von Kriminalität (die Zahlen liegen in seinen Archiven) von einer Verminderung spricht.